So titelte die Tiroler Zeitung am 12. Juni. Der Telfster Veranstaltungsdienstleister Tom Hosch resigniert: „… meiner Firma geht es leider sehr schlecht“. Kenner der Veranstaltungsbranche weisen darauf hin, dass die Krise nicht nur Tirol, sondern ganz Österreich betrifft. Ein Wirtschaftszweig kämpft ums Überleben.
Corona infizierte ein prosperierendes Gewerbe
- Wenn nationale oder internationale Stars auf der Bühne stehen, wissen nur wenige, welcher Kraftakt die Organisation eines solchen Ereignisses ist. Bestuhlung, Verpflegung, Künstlerbetreuung, Beleuchtung, Fahrservice, Behördenkoordination, Beschallung, Bühnentechnik, Security…
- Schier endlos die To-do-Listen, die vor und nach jeder professionell organisierten Veranstaltung abgearbeitet werden müssen. Vom Aufbauhelfer bis zum spezialisierten Veranstaltungsmanager: Die Branche beschäftigten circa 140.000 Menschen in der Alpenrepublik.
Die Veranstaltungsunternehmen standen auf einem soliden finanziellen Fundament.
Bis zum 11. März 2020, als der Erlass des Bundesgesundheitsministeriums alle Veranstaltungen untersagte. Das diese Maßnahmen notwendig waren, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen, wird nicht bezweifelt.
Die Folgen aber waren drastisch: Absagen und Stornierungen aller öffentlichen und privaten Veranstaltungen. Geplante Events wurden auf ein unbestimmtes Datum verschoben oder völlig abgesagt. Die Folgen der staatlichen Auflagen und Verbote werden jetzt sichtbar. Nach ihrer jüngsten Online-Befragung muss die Branchen-Initiative „Ohne-uns.at“ ein düsteres Bild zeichnen:
- 96 % der Beschäftigten sind bereits gekündigt oder beziehen Kurzarbeitergeld
- 25 % der betrieblichen Fixkosten werden durch die staatlichen Corona-Hilfen gedeckt
- 53 % der Unternehmen werden wegen fehlender Liquidität in den nächsten 2 Monaten schließen
- 90 % rechnen mit einer Normalisierung nicht vor 2021, davon 10 % erst 2022
- 99 % Umsatzausfälle seit März 2020
Dramatischer Hilferuf der Veranstaltungswirtschaft
Am 13. März 2020 wendete sich die Eventbranche und deren Verbände in einen offenen Brief an den österreichischen Bundeskanzler. Der Brief beginnt mit den zwei Worten: „Massive Existenzbedrohung…!“
Die Absender weisen darauf hin, dass der Wirtschaftszweig Event fast 9 Milliarden Euro zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt beiträgt (ca. 3 % des BIPs). 2017 waren 3,4 % aller Werktätigen in Österreich in dieser Branche beschäftigt. Die Initiative fordert von Kanzler und Regierung sofortige Maßnahmen:
- Liquiditätssicherung
- Überbrückungsfinanzierung
- Aussetzung aller Lohnnebenkosten
Die Last der Lohnnebenkosten drückt besonders schwer, da die Branche sehr personalintensiv arbeiten muss. In vielen Unternehmen beträgt der Anteil der Lohnkosten an den Betriebsausgaben 80 % und mehr.
Am 14. April 2020 schickte das Bundeskanzleramt einen Antwortbrief. Sprecher der Branche zeigten sich enttäuscht. Denn das Wiener Amt geht auf die geforderten Maßnahmen nicht konkret ein.
Man verweist auf das 38-Milliarden-Euro-Paket der Regierung und den 15-Milliarden-Euro-Hilfsfond. Der Brief schließt mit der Hoffnung, dass der Branche aus diesen Töpfen geholfen werden kann.
Licht am Ende des Coronatunnels?
Bis August 2020 wird es keine organisierten Veranstaltungen geben. Im September läuft das Kurzarbeitergeld aus. Das sind die momentan einzig sicheren Fakten.
Niemand kann sagen wie, es danach mit der Eventbranche weitergehen wird. Die Initiative „Ohne-uns.at“ stellt resigniert fest: „Wir waren die Ersten, die aus dem System herausgenommen wurden und werden die Letzten sein, die wieder arbeiten dürfen.“
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