Wie definiert sich der Begriff des Freiberuflers in Österreich?
Viele Menschen träumen davon sich selbstständig zu machen und eine eigene Firma im Jahr 2025 in Österreich zu gründen. Die Freiheit in seinem Beruf selbst alle Entscheidungen treffen zu können ist genau so motivierend, wie der Gedanke daran, das erwirtschaftete Geld am Ende für sich selbst behalten zu können.
Wer in Österreich den Sprung in die Selbstständigkeit wagt, geht aber auch gleichzeitig viele Risiken und Verpflichtungen ein.
Als Erstes ist hier die Gewerbeordnung zu erwähnen. Hier wird alles geregelt, was der künftige Unternehmer zu beachten hat und welche Voraussetzungen für die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit erforderlich sind.
Eine Sonderstellung gibt es in Österreich für die Mitglieder der freien Berufe. Für Freiberufler ist die Gewerbeordnung nicht maßgeblich. Zusätzlich gibt es für Freiberufler eigene Vertretungen, die sich um die Interessen ihrer Mitglieder kümmern.
Was versteht man genau unter der Bezeichnung des Freiberuflers in Österreich?
Die wichtigste Voraussetzung, um dem Stand der Freiberufler anzugehören, ist das eigenverantwortliche und selbstständige Handeln.
Der Umgang mit Kunden oder Klienten ist komplett in der Verantwortung des Freiberuflers. Dies beginnt mit der Akquisition des Auftrages, führt über die Betreuung und Auftragsabwicklung und reicht bis zum eigenverantwortlichen Abrechnen der Kundenorder.
Grundlage für die Ausübung des freien Berufes ist eine fundierte Berufsausbildung mit entsprechender Qualifikation. Über Weiterbildungsmaßnahmen besteht die Möglichkeit, die eigene Berufserfahrung auszuweiten, um bestens gerüstet zu sein, für die selbstständige Tätigkeit als Freiberufler. Wer sich im künstlerischen Bereich als Freiberufler betätigen möchte, sollte zusätzlich über Talent und in einigen Berufszweigen auch über künstlerische Kreativität verfügen.
Welche Berufsgruppen gehören in Österreich zu den freien Berufen?
Wenn man von Freiberuflern spricht, sind diese Berufsgruppen damit gemeint:
- Gesundheitsbereich
- juristischer Bereich
- Wirtschaftsbereich
- Techniker Bereich
- Architekten
- Sozialberater / Sozialarbeiter
- Dolmetscher / Journalisten
- Designer
- Musiker
- Schauspieler
- Gesundheitsbereich
Freiberufler im Gesundheitsbereich sind beispielsweise Humanmediziner, Tierärzte, Zahnärzte, Heilpraktiker, Psychologen, Therapeuten und Apotheker. - juristischer Bereich
Juristische Tätigkeiten üben Rechtsanwälte und Notare im Bereich der freien Berufe aus. - Wirtschaftsbereich
Zu den freiberuflich tätigen im Bereich der Wirtschaft zählen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Sachverständige und Wirtschaftstreuhänder. - Technischer Bereich
Freiberufler im Bereich der Technik sind technische Designer, Softwareentwickler, Programmierer und Ingenieure.
Welche Ausbildung ist notwendig, um in Österreich freiberuflich tätig zu sein?
Nicht jede Tätigkeit, die ein Freiberufler ausübt, erfordert eine berufliche Ausbildung. Wenn man es ganz genau wissen möchte, ob eine Berufsausbildung erforderlich ist, sollte man bei der zuständigen Wirtschaftskammer (WKO) nachfragen.
Dort erhält der Interessent eine exakte Auskunft bezüglich der beruflichen Voraussetzungen. Auch die zuständige Interessenvertretung des Berufsstandes weis Rat, wenn man sich bei der Beurteilung nicht ganz sicher ist.
Freiberufler: Viele Möglichkeiten
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In den Fällen, bei denen die Berufsausbildung eine Voraussetzung für den Beginn der freiberuflichen Tätigkeit voraussetzt, ist diese auch zwingend nachzuweisen.
Wer seine Berufsausbildung außerhalb Österreichs erworben hat, muss als Interessent für den freien Beruf einen Nostrifikationsbescheid vorlegen. Je nach Berufsfeld kann es erforderlich sein, eine Ergänzungsausbildung in Österreich zusätzlich zu absolvieren.
Welche Organisationen gibt es für die Vertretung der Freiberufler in Österreich?
Die wichtigste Vertretung für Freiberufler ist die Wirtschaftskammer im zuständigen Bundesland, in dem der Freiberufler seinen Wohnsitz hat.
Die Kammer unterstützt den Freiberufler bei der Gewerbeanmeldung und berät in allen Sachfragen rund um die freiberufliche Berufsausübung. Beispielsweise gibt es Beratungsmöglichkeiten über Förderprogramme zur Existenzgründung.
Auch bei der Geschäftsausweitung und der Einstellung weiterer Mitarbeiter gibt die Wirtschaftskammer Auskunft und Rat. Wenn der Freiberufler plant, seine Geschäftsaktivitäten auf das Ausland auszuweiten ist die Wirtschaftskammer ein geeigneter Ansprechpartner um über Regeln und Vorschriften im Ausland zu informieren. Selbst bei Fragen zu geplanten Investitionen und Fragen des Klimaschutzes kann sich der Freiberufler an seine zuständige Wirtschaftskammer wenden.
Zusätzlich zur Wirtschaftskammer des jeweiligen Bundeslandes in Österreich gibt es auch Interessenvertretungen der einzelnen freien Berufe, bei denen die Mitglieder Informationen erhalten können.
In welchen Branchen gibt es in Österreich die meisten Freiberufler?
Der Bereich der Wirtschaft ist ein gutes Umfeld, um sich freiberuflich betätigen zu können. Vor allem die beratenden Berufe haben eine große Anziehungskraft für Freiberufler. Steuerberater, Rechtsanwälte, Notare und Sachverständige haben ausgezeichnete Möglichkeiten, um in Österreich erfolgreich arbeiten zu können.
Das zweite große Berufsfeld für freiberuflich arbeitende Menschen ist die Gesundheitsbranche.
Jeder Bürger hat irgendwann einmal einen Arzt in seinem Leben aufgesucht. Neben dem praktischen Arzt als Hausarzt gibt es Fachärzte auf allen Gebieten der Humanmedizin. Daneben erweitern Psychologen, Heilpraktiker und Therapeuten die Palette der Spezialisten auf dem Gebiet der Humanmedizin. Wer ein Haustier besitzt, hat einen Tierarzt in seiner Nähe, der ebenfalls meist freiberuflich tätig ist.
Fast das gesamte Feld der kreativen Künstler ist freiberuflich tätig. Hier findet man Musiker, Schauspieler, Designer und auch Schriftsteller als Vertreter der freien Berufe.
Welche Voraussetzungen sind neben der beruflichen Qualifikation vom Freiberufler zu erfüllen?
Wichtig ist es, sich vor Beginn der freiberuflichen Tätigkeit ausreichend zu informieren. Denn für einige Geschäftsfelder ist es erforderlich, eine Gewerbeanmeldung zu beantragen. Wer es versäumt, sich gewerblich anzumelden, muss mit Sanktionen rechnen, wenn die berufliche Tätigkeit ohne den Gewerbeschein ausgeübt wird. Um sicherzugehen, sollte der Interessent sich über die Voraussetzungen für seine geplante Tätigkeit bei seiner Wirtschaftskammer am Wohnsitz informieren.
Zentraler Bestandteil der Vorbereitung auf die freiberufliche Tätigkeit ist die Meldung an das zuständige Finanzamt. Hier muss die freiberufliche Beschäftigung angemeldet werden. Das Finanzamt erteilt auch darüber Auskunft, ob es sich tatsächlich um eine anerkannte freiberufliche Tätigkeit handelt. Zusätzlich vergibt das Finanzamt die Steuernummer, unter der die freiberuflichen Geschäftsaktivitäten der Steuerbehörde gegenüber zu melden sind.
Für die Aufnahme der freiberuflichen Arbeit ist es auch wichtig, sich richtig versichern zu lassen. Im Zusammenhang mit der Geschäftsaufnahme geht der Freiberufler sehr umfangreiche Risiken ein, die bei Beginn der Tätigkeit noch nicht komplett überblickt werden können. Oftmals entsteht aus einer kleinen Unachtsamkeit ein größerer Schaden, der im schlimmsten Fall sogar die freiberufliche Existenz bedrohen kann. Hier ist ein Beratungsgespräch bei einem Versicherungsfachmann unerlässlich.
Die soziale Absicherung des Freiberuflers erfolgt meist im Bereich der gewerblichen Sozialversicherung. Alternativ kann für den Freiberufler auch das Gesetz für freiberuflich Selbstständige die Grundlage für die soziale Sicherheit darstellen.
Welche Fördermöglichkeiten gibt es in Österreich für Freiberufler als Existenzgründer?
Der Gründerservice oder die Sozialversicherung unterstützt Freiberufler bei dem Vorhaben, sich freiberuflich zu verwirklichen.
Bei diesen Stellen kann man sich eine Bescheinigung über die Neugründung der eigenen Selbstständigkeit einholen. Bei Vorlage dieser Bescheinigung in den Meldebehörden entfallen teilweise oder sogar ganz die anfallenden Gebühren für Stempel und Verwaltung.
Wie gut sind die Verdienstmöglichkeiten als Freiberufler in Österreich?
Die finanziellen Aussichten für Freiberufler sind von der Branche abhängig, in der man tätig ist. Der zweite Faktor bezieht sich auf die berufliche Qualifikation und die Vorkenntnisse des Freiberuflers. Um erfolgreich zu sein, ist es wichtig, gut kalkulieren zu können. Die Angebote sollten vom Freiberufler so kalkuliert werden, dass für ihn am Ende genug übrig bleibt.
Die folgenden Faktoren spielen bei der Kalkulation von Aufträgen eine sehr wichtige Rolle:
- Materialkosten
- eingesetzte Handelswaren
- Aufwand für zusätzliches Personal
- Bürokosten
- Verwaltungskosten
- Versicherungskosten im Betrieb
- Abgaben an Behörden
- eigene Sozialabgaben für Krankheit, Altersvorsorge, Versicherungen
- kalkulierte Geschäftsabschreibungen
- Steuerabgaben
- Unternehmergewinn
Wenn nach Berücksichtigung all dieser Faktoren ein positives Ergebnis verbleibt, kann der hereingenommene Auftrag auch gewinnbringend ausgeführt werden.
Natürlich muss sich der Freiberufler am Beginn seiner Tätigkeit erst eine Existenz aufbauen und bei Kunden und Lieferanten bekannt werden. Daher kann es sinnvoll sein, in der Anfangsphase der freiberuflichen Tätigkeit mit einer kleinen Gewinnmarge zu kalkulieren, um an potenzielle Neukunden und größere Aufträge heranzukommen.
Mit Aufbau eines Kundenstamms und wachsendem Fachwissen hat der freiberuflich tätige Unternehmer die Möglichkeit sein Einkommen zu steigern.
Ein Tipp:Am Anfang der freiberuflichen Tätigkeit ist es sinnvoll, nach jedem erfolgreichen Auftrag auch einen Teil des Gewinns zurückzulegen.
Im Fall einer eigenen Krankheit oder einer ungünstigen Auftragslage ist der Freiberufler dann in der komfortablen Position, eine schwierige berufliche Situation gut ausgleichen zu können.
Wie sind die steuerlichen Auswirkungen für Freiberufler in Österreich?
Damit sich der Freiberufler vollständig auf seine Tätigkeit konzentrieren kann, sollte er für steuerliche Belange die Dienste eines Steuerberaters in Anspruch nehmen. Der Steuerberater erstellt die Meldungen an das Finanzamt und gibt wertvolle Tipps, damit nicht mehr Steuern zu zahlen sind, als notwendig ist. Er ist auch bei der Auftragskalkulation behilflich und sorgt für die Rücklagenbildung für die Sozialversicherung.
Fazit
Der Wunsch sich als Freiberufler selbstständig zu machen, ist bestimmt der Traum vieler Arbeitnehmer. Der eigene Chef zu sein und viel Geld zu verdienen ist ein Antrieb für den Beginn der freiberuflichen Tätigkeit.
Neben den vielen Chancen gibt es aber auch viele Risiken, die man als Freiberufler eingeht. Kommt das Gehalt als Angestellter regelmäßig auf das Konto, so muss man als Freiberufler erst jeden Auftrag selbst akquirieren. Die Risiken bei eigenen Fehlern und Krankheit trägt der Freiberufler meist alleine. Daher sollte der Weg in die Selbstständigkeit gut überlegt werden.
„Die Kammer unterstützt den Freiberufler bei der Gewerbeanmeldung“
Das ist nicht richtig, denn „Freiberufler“ benötigen natürlich kein Gewerbe, das ist ja gerade der Punkt.